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32 Punkte für einen freien Kopf

Gwatt | Monika Eggen ist Sozialarbeiterin. Fast 15 Jahre war sie im Auftrag diverser Sozialdienste sowie der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) als selbstständige Familienbegleiterin tätig – nun bildet sie Interessierte in Bars aus und gibt selbst Bars-Behandlungen via Kopfberührungen.

| Sonja Laurèle Bauer | Begegnung
Monika Eggen
Monika Eggen mit dem «Reptil-Gehirn» auf dem Thron: gefilztes Anschauungsmaterial von «Weizenkorn». Foto: Sonja L. Bauer

Da sie täglich mit ihnen konfrontiert wird, kennt Monika Eggen die sozialen Probleme, an der unsere Gesellschaft krankt, sehr gut. «Bei vielen Menschen ist die psychische und mentale Not gross, therapeutische Settings sind oft rar», so die 58 Jahre alte Sozialarbeiterin. Positiv sei, dass die Psychologinnen und Psychologen heute von den Krankenkassen für ihre Arbeit bezahlt würden, «sodass ein besserer Zugang zu ihnen geschaffen werden konnte.» Trotz allem bleibe es eine Herausforderung für Hilfesuchende, geeignete Gefässe oder einen Therapieplatz zu finden. «Die Wartelisten der Psychiatrien und bei Psychologen sind lang.» Was sie anbiete, sei kein Ersatz dafür, sondern eine andere Möglichkeit, zu mehr Wohlbefinden zu finden, so Eggen. Um helfen zu können, liess sie sich vor zwei Jahren zur Bars-Therapeutin (Access Consciousness, deutsch: Zugang zum Bewusstsein) ausbilden. «Bars» bedeute wortwörtlich «Riegel». «Die Riegel und Balken verbinden Berührungspunkte am Kopf im Gehirn. Studien haben gezeigt, dass das Gehirn nach einer Bars-Behandlung ähnlich aussieht wie ein Gehirn nach einer Meditation.»

Aber was ist Bars? «Bars ist eine Technik, mittels der einige Punkte am Kopf sanft berührt werden.» Während fünf bis zehn Minuten werde eine einzelne Position gehalten. «Jeder einzelne der insgesamt 32 Punkte ist mit einem Lebensthema verbunden.» Indem man die entsprechenden Stellen am Kopf berühre, fliesse elektromagnetische Ladung ab. Was bedeutet, «dass wir einen freieren Kopf bekommen und vermehrt aus dem Jetzt heraus handeln können. Eine Bars-Behandlung ist maximal entspannend.» Sie selbst sei ihr grösster Beweis, so Monika Eggen. «Seit ich diese Technik gelernt habe und selbst Behandlungen durchführe und Kurse gebe, erlebe ich, wie sich dadurch eine bessere psychische und physische Gesundheit einstellt. Bei mir und bei jenen, die zu mir kommen, um eine Bars-Behandlung zu erhalten.» Das Einzigartige an Bars sei, dass man die Anwendung in einem einzigen Tageskurs erlernen könne. Im Sinne eines sogenannten Tools für den Alltag. «Und das ist eine wirkliche Selbstermächtigung.» Denn die Zeit, in der wir alle lebten, fordere mehr und mehr, dass jede und jeder Verantwortung für die eigene Gesundheit und generell für das eigene Handeln und somit auch für das Leben der Nächsten übernehme. So könne eine Bars-Behandlung helfen, mehr Gelassenheit zu erlangen. Ein echter «Gamechanger» könne Bars auch für Menschen mit Depressionen, Burn-out, ADHS, Ängsten, Schlafstörungen und anderem sein, so Eggen.

«Alte Systeme funktionieren nicht mehr»

Bars biete sich für Menschen an, die sich mehr Leichtigkeit und Gelassenheit in ihrem Alltag wünschten. Speziell für junge Menschen, die heute oft in grosser Not seien, könne Bars eine gros-se Unterstützung sein. «Ich bin überzeugt, dass ihnen mittels der Berührungen geholfen werden kann.» Berührt werde nur der Kopf der Bars-Empfänger. Leider wüssten noch nicht viele Menschen von Bars. «Nach einer Behandlung soll jede und jeder für sich selbst entscheiden, ob sie oder er Resonanz auf Bars hat oder nicht, respektive ob ihr oder ihm Bars von Nutzen ist oder nicht.» Sie überrede niemanden dazu. «Genauso wie bei der Hypnose müssen sich die Bars erst etablieren.» In ihrem Beruf als Sozialarbeiterin falle ihr auf, wie sehr Kinder und junge Menschen, gerade auch nach Covid-19, psychisch belastet seien und neu darüber sprächen. «Sie sind offener als früher. Eine neue Zeit ist angebrochen, die alten Systeme funktionieren nicht mehr.» Viele Menschen seien in der heutigen Zeit mit den Umwelt- und den politischen Ereignissen überfordert. «Lehrpersonen in den Schulen geben ihr Bestes und gelangen doch an ihr Limit.» Denn heute habe man nicht ein Kind in der Klasse, das spezielle Bedürfnisse habe. «Heute sind es zehn.» Sie sehe Kinder mit AD(H)S oder Autismus-Spektrum, die Probleme hätten, die unlösbar schienen. Sie alle, aber auch jene, die «gut liefen», kämen «unter den Karren». Und mit ihnen Eltern und Lehrpersonen, die selbst Unterstützung bräuchten.

Neue Kinder braucht die Welt

Was schliessen sie daraus, Frau Eggen? «Eine neue Zeit ist angebrochen. Die Welt bekommt neue Kinder. Solche, die nicht mehr in unser Leistungsschema passen. Ihnen gilt es nun, gerecht zu werden.» Die jüngsten Generationen zeigten, dass deren Kinder eine ganz andere Wahrnehmung hätten als jene, die älter seien. «Vielleicht soll uns dies etwas sagen», so Eggen. «Das Wassermannzeitalter hat gerade begonnen, es wird eine neue Welt daraus entstehen.» Betreffend die Themen ADHS oder Autismus könne der Grund auch ein bitterer sein: «Vielleicht hat diese Häufung auch etwas mit der Verschmutzung der Welt zu tun?» Sie staune, wie viel mehr Kinder als früher heute davon betroffen seien. Wenn sie an ihre Kindheit zurückdenke, so seien es nur Einzelne gewesen. «Heute bräuchte es viel mehr verschiedene Angebote für Kinder mit Auffälligkeiten. Wir wurden zu einer unglaublich schnellen, oberflächlichen Gesellschaft, unsere Gehirne kommen nicht mehr zur Ruhe. Dafür sorgt auch die Technik: Die iPhones, die Computer. Unsere Gehirne sind überfordert.»

Der «Gehirnunfall»

Eggen deutet auf ein Gehirn aus gefilzter Wolle, an dem sie veranschaulicht, was mit uns geschieht, wenn wir wütend oder ängstlich sind: «Dies ist der Thron für das Gehirn. Die Amygdala scannt die ganze Zeit: Was unsere Sinne wahrnehmen, was wir fühlen, denken, tun.» Sie – also diese Region des Gehirns – sei es, die «merke», wenn es zum Beispiel seltsam rieche, weil es irgendwo brenne. Sie sei es, die vor der Schlange warne, die uns gefährlich scheine.» Wenn sie etwas erkenne, so erscheine das sogenannte Reptil-Gehirn und schlage Alarm. «Die Amygdala ist dafür verantwortlich, dass wir, trotz Gefahr, überleben.» Sei die Gefahr gebannt, so verziehe sich das «Reptil» wieder zurück in seine (Gehirn-)Höhle. Nun hätten aber viele Menschen das Problem, dass, gerade wenn sie in Stress fielen oder sich im ADHS-, oder Autismus-Spektrum befänden, das Reptil – auf dem Bild die Echse – bereits herauskomme, wenn (noch) gar keine Gefahr drohe. «Und setzt sich auf den Thron.» Was nichts anderes bedeute, als dass das Reptil-Hirn die Macht übernehme. Die Metapher stehe für den Zustand höchster Erregung, für die Gefahr, dass jemand Suizid begehe, für eine Psychose oder anderes. «Man kann es auch einen Gehirnunfall nennen. Denn die Betroffenen können in diesem Zustand nicht mehr klar denken.» Dann nütze kein Reden, kein mündliches Beruhigen mehr. Dann gehe es allein darum, einen sicheren Ort für die Betroffenen zu schaffen. Bei jedem Menschen bedeute Geborgenheit etwas anderes. «Für die einen kann das ein warmes Bad sein, eine Umarmung oder ein Spaziergang. Auch Bars kann eine Möglichkeit sein, um wieder mehr Ruhe und Wohlbefinden zu generieren.»

Den Kopf aufräumen

Auch Kinder könnten Bars erhalten, so Eggen. Sie habe einen sehr jungen Klienten, der grosse Probleme gehabt habe, weil er seinen Vater vermisste und ihn nicht sehen konnte. «Ich bot ihm Bars an. Die Berührungen am Kopf gefielen ihm so gut, dass er fortan danach fragte und dann während den Behandlungen über seine Themen sprechen konnte». Sie habe richtig gemerkt, wie sich seine Sorgen lösten, so Eggen. Auch junge Menschen kämen zu ihr, um den Kopf zu befreien. «Eine Frau, die einen Todesfall zu verarbeiten hatte, sagte, sie fühle sich seit Monaten endlich wieder als die, die sie sei.» Es sei schwierig, Bars zu erklären. «Für mich ist es einfach eine Möglichkeit, einen freien Geist zu erhalten.»

Eine Bars-Behandlung habe einen klaren Ablauf, dauere eine Stunde, manchmal 90 Minuten. Was aber sind die gängigsten Themenpunkte, die berührt werden? «Unsere Lebensthemen sind, wie erwähnt, in 32 Punkte am Kopf aufgeteilt. Da gibt es den Körper, die Sexualität, Freude, Güte, Heilung, Dankbarkeit, Friede, Ruhe, Zeit, Raum, Geld, Kontrolle, Kreativität und viele mehr.» Alles, was wir erlebten, werde vom Gehirn abgespeichert. Eggen pickt eine Idee heraus: «Wir beurteilen einen Menschen oft nach seinem Alter.» In unserer Gesellschaft werde Alter mit Erfahrung und Jugend mit Neugier und Frische gleichgesetzt. «Wir sollten diese Klischees prüfen. Wir können in sehr jungen Menschen auf sehr weise, alte Seelen treffen.» Wie sie vorhin erwähnt habe: «Es kommen Menschen des Wassermann-Zeitalters, die in anderen Dimensionen denken, die wissen, dass wenn sie jemandem Schaden zufügen, auch sich selbst schaden.» Deshalb gelte es, zuerst einmal gut zu sich selbst zu sein. «So, dass wir friedlicher werden, unsere Wahrnehmung ausdehnen, bessere Prioritäten zu setzen verstehen.» Auch gegen die allgemeine Verwirrung und Verzweiflung könne Bars helfen. «Bars bedeutet Hilfe zur Selbsthilfe.»

Aber ist denn diese Stimulation immer nur positiv, Frau Eggen? Kann es nicht sein, dass durch Bars jemand beeinflusst oder manipuliert wird? «Das ist eine gute Frage.» Deshalb betone sie noch einmal: «Bars soll jene ansprechen, die offen dafür sind.» Ein Mann könnte so seiner von der Arbeit müden Frau Bars geben, oder umgekehrt. Sie stelle sich auch vor, dass Bars in den Schulen etabliert werden könnte, «sodass die Kinder einander selbst helfen können.» Aber die Kinder würden ja so ihre Macht an Lehrpersonen oder Schulkameraden abgeben, die ihnen vielleicht nicht nur wohlgesinnt sind. Könnte sich Bars so nicht negativ auf einen kleinen Kopf auswirken? «Ich gehe nicht davon aus, dass dies eine Absicht sein könnte», so Eggen. «Es geht doch darum, einander zu stärken. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die in der Schule Bars bekommen, freudvoller und kreativer sind, dass es weniger Störungen gibt und die Konzentration höher ist.» Unser Körper sei intelligent. Er «zeige» selbst, was ihm guttue und was nicht. «Er ist der Erste, der mit uns spricht.» Wenn man via Bars einen Themenpunkt berühre, so könne es geschehen, dass die oder der Empfänger keine «Ansicht» mehr auf das ihn quälende Thema habe. Meint: «Es verliert an Gewicht und Relevanz.» Der Zweck von Bars, das aus den USA kommt, sei, dass ein Mensch erkenne, dass er gut sei, wie er sei. «Wir sind sehr machtvolle Wesen, die dem Universum Fragen stellen dürfen, um mehr Möglichkeiten zu erhalten. Es gibt unendliche Möglichkeiten, eine Antwort zu erhalten. Bitten wir um Kraft, so werden wir Kraft bekommen.» Wir begrenzten uns viel zu oft selbst. «Bars hilft, klar und fokussiert zu bleiben. Zurück ins Gleichgewicht zu kommen. Auf Geist, Körper und Seele zu hören. Mehr Gelassenheit, Leichtigkeit und Freude zu verspüren.»

Lesen, Reisen, Natur und Berufung

Neben den Bars-Behandlungen hält sich Monika Eggen gern in der Natur auf, liebt das Reisen, das Schamanische, Spirituelle. Kristalle, Pflanzen und die Tiere. Aufgrund ihrer Ausbildung und langjährigen Erfahrung als Sozialarbeiterin und ihrer Arbeit mit Familien könne sie familiäre Systeme in kurzer Zeit erfassen und sehe die darin wirkenden Dynamiken. «Zudem habe ich meine Intuition über Jahre geschult.» Dies ermöglicht ihr, schnell zu erkennen, welchen Herausforderungen ein einzelnes Familienmitglied oder die ganze Familie ausgesetzt sei und wo Klärungs-, respektive Handlungsbedarf bestehe. «Zentral ist für mich die Arbeit mit den Eltern.» Eltern in ihrer Verantwortung und in erzieherischen Kompetenzen zu stärken, sei Basis der Zusammenarbeit. «Gemeinsam finden wir für alle stimmige Alltagsregeln, die den einzelnen Familienmitgliedern Struktur und Halt geben sollen. Wir besprechen familiäre Rollen, sodass alle ihren Platz finden, was eine grosse Entlastung für alle bedeutet.» Schwierige Gefühle dürften angesprochen und so transformiert werden. «Sie haben ebenso Platz wie auch Leichtigkeit und Fröhlichkeit.» Wichtig seien Offenheit, Transparenz und Wertschätzung. «Menschen sollen sich von mir angenommen fühlen, in all ihren Facetten, ohne Wertung und Urteil. Das Leben ist für mich ein Erfahrungsweg und ein Bewusstwerdungsprozess.» Monika Eggen ist eine spirituelle Frau. Für sie ist klar: «Deshalb werden wir im Leben vor Herausforderungen gestellt. Ich helfe zu klären, zu lösen und neue Wege zu finden.»


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