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«Sinnsationelle» Eindrücke an der Neuland-Sonderschau

An der diesjährigen Neuland-Sonderschau sind alle fünf Sinne gefragt. An verschiedenen Stationen tauchen die Besuchenden in die Welt der blinden, sehbehinderten, hörbeeinträchtigten und gehörlosen Menschen ein. Sie vermitteln «sinnsationelle» Erfahrungen.

| Yvonne Baldini | Kultur
Klettern
Steven Mack kennt sich mit Griffen und Routen an Boulderwänden aus. Der vollblinde Berggänger betreut den Boulderwürfel. Reto Koller ist Co-Verantwortlicher für die Sonderschau. Bild Yvonne Baldinini

Fast sieben Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einer Beeinträchtigung des Sehvermögens. Und rund acht Prozent an einer Hörbeeinträchtigung. Wer durch die Halle sechs der Thun-Expo schlendert, kann sich für kurze Zeit und freiwillig zu ihnen gesellen und an ihrem Alltagsleben teilhaben.

Blind-Date-Bar, Boulderwüfel, Jasskarten, Riechbaum und Gebärdensprache

Die Angebote sind vielfältig. In der vollständig abgedunkelten «Blind-Date-Bar» gibt es Drinks zu kosten. Am «Boulderwürfel» ist der Tastsinn gefragt, wenn es darum geht, sich an einer der vier Wände kletternd zurechtzufinden. Wie es geht, zeigt der vollblinde 38jährige Kletterer Steven Mack. Wer eine Grusskarte in Blindenschrift versenden will, hat die Gelegenheit dazu, und wer wissen möchte, wie es sich als Blinder auf einer Leitlinie im Verkehrsgetümmel anfühlt, kann es an der Sonderschau versuchen. Leitlinien sind ein wichtiges Hilfsmittel für Blinde.» Wer es selbst mit der Dunkelbrille versucht hat, wird sein Köfferchen oder sein Velo künftig wohl kaum mehr auf einer solchen Hilfslinie abstellen», meint Reto Koller vom Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband. Der Adelbodner ist Co-Projektleiter der Ausstellung und selbst von einer Sehbehinderung betroffen. Das Meistern von alltäglichen Situationen gehört zum Leben von Blinden, Sehbehinderten und Hörbeeinträchtigten. Wer Lust hat, kann sich im blinden Geldzählen üben, mit speziellen Spielkarten einen Jass versuchen oder Gerüche und Geschmäcker erraten sowie eine Einführung in die Gebärdensprache erhalten.

Perspektivenwechsel

«Wir möchten den rund 12000 Gästen die Gelegenheit für einen Perspektivenwechsel geben», erklärt Koller. Die Organisatorinnen und Organisatoren wünschen sich, dass möglichst viele Besuchende für kurze Zeit auf ihren wichtigsten Sinn, das Augenlicht, verzichten und so ihr Verständnis für das Leben mit eingeschränkter Wahrnehmung oder gar in vollständiger Dunkelheit vertiefen. Betroffene der wichtigsten Organisationen im Blindenwesen betreuen die Angebote. Sehende Freiwillige und Mitglieder der regionalen Lions Clubs unterstützen sie dabei. Betroffene informieren über die Alltagsbewältigung von Menschen, welche ich Leben in unfreiwilliger Stille verbringen müssen. Auch für Gehörlose bedeutet der Verlust der Hörfähigkeit eine grosse Einschränkung im täglichen Leben und im Entwickeln von sozialen Beziehungen. So sind ebenfalls Organisationen für Gehörlose und Hörbehinderte sowie das Sensorium Rüttihubelbad und die Swiss Alpine Herbs mit spannenden Aufgaben vor Ort.

Koller und seine MitorganisatorInnen hoffen, dass sich viele Besuchende auf den kurzen «Sinnsationellen» Perspektivenwechsel einlassen. Wer es tut, der wird feststellen, dass der Verlust eines  Sinnes helfen kann, die Wahrnehmung auf andere Weise zu stärken – eine überraschende und inspirierende Erkenntnis.

 

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