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Adrian Hauser

stv. Redaktionsleitung und Fotograf
Adrian Hauser
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Adrian Hauser ist im Aargau aufgewachsen und wohnt seit 20 Jahren im Worblental, zurzeit in Bolligen. Er ist ausgebildeter Journalist BR und eidg. dipl. Fotodesigner HF. Nebst seinem Teilzeitpensum beim Berner Landboten betreut er als Freischaffender verschiedene Mandate in den Bereichen Journalismus, Fotografie, Kommunikation und Unternehmensführung. Zuvor war er nach einiger Zeit im Lokaljournalismus als Kommunikationsleiter für verschiedene soziale Institutionen tätig. Adrian Hauser ist Vater zweier erwachsener Söhne. Er liebt surreale Kunst, starke Farben, künstlerische Still-Life-Fotografie und den Geist des Dadaismus.

Weitere Artikel von Adrian Hauser

Die Kunst des (digitalen) Grüssens

Grüezi, Grüss Gott, Hallo oder Hallöchen. Die Begegnung auf der Strasse oder die Begrüssung zu Beginn einer E-Mail ist das eine. Aber wie verabschiedet man sich am besten am Schluss einer E-Mail? Hier herrschen ganz eigene Gesetze. Nirgends sonst in der Kommunikation wird
dergestalt mit der Grussformel gespielt und variiert wie im E-Mail-Verkehr.

Wenn die Presseabteilung eines Verlags mich als Kulturjournalisten anfragt, ob ich ein Buch besprechen möchte, wird immer «herzlich» gegrüsst. Die ungeschriebenen Grussgesetze zeigen den Aggregatszustand der Beziehungen an. Da war zum Beispiel die Dame, mit der ich für ein Projekt zu tun hatte. Wir wechselten via E-Mail vom «Sie» zum «Du». Jede E-Mail in der Startphase schloss mit «Liebe Grüsse» oder «Herzliche Grüsse» oder gar nur mit «Herzlich».

Dann kamen die ersten Herausforderungen in Planung, Budgetierung und das liebe Geld. Hier begannen die ersten unterschiedlichen Ansichten und Arbeitsmethoden zum Vorschein zu kommen, also auch Meinungsunterschiede. Demgemäss schienen sich die Grussworte der Stimmungslage an-zupassen. Vom «Herzlich» mutierte es sich herunter auf «Beste Grüsse» und «Gruss». Wenn Kalter Krieg herrscht,
so liest man dann wieder «Freundliche Grüsse», der eisige Tiefstand in der
Austauschkultur. 

In einem Comic würden an den Sprechblasen dann Eiszapfen hängen. Ich wollte es schon mit dem veralteten «Hochachtungsvoll» versuchen, aber das wäre eines zu viel aufgesetzt.
Wir hüpfen also heutzutage zwischen «Herzlichst», was ja schon eine Um-armung bedeutet, und dem Formalen, wo wir uns fast zwingen müssen, überhaupt zu grüssen. Ich stelle mir die Frage, was heutzutage Freundschaften – ausserhalb von Facebook – noch auszuhalten vermögen. 

Als die Verhandlungen mit der oben erwähnten Kundin sich entspannten und es mit dem Projekt wieder vorwärts ging, erwärmte sich die Korrespondenz wieder von den «besten
Grüs-sen» über «sonnige Grüsse» über «liebe Grüsse» bis hin zurück zum «herzliche Grüsse».

Deshalb kann die bewusst gewählte Grussform einen Stimmungsbarometer über die Qualität der Beziehung darstellen. So misst der Empfänger das Betriebsklima, und der Absender kann sie steuern. Darum sei empfohlen, in der Signatur auf eine automatisch definierte Grussformel zu verzichten. Denn
wie liest sich das denn, wenn jemand herzlich grüsst, und unten über der
Absenderadresse steht dann nochmals «freundliche Grüsse».

Sie, liebe Zeitungslesende, werden sich nun fragen, wie ich mich hier aus der Kolumne verabschiede. Gute Frage. Da wir uns noch nicht so gut kennen, Sie und ich, versuche ich es mal mit fröhlichen Grüssen.

 

Der passende Buchtipp: «Duden Ratgeber: Briefe, E-Mails und Kurz-nachrichten gut und richtig schreiben», Ingrid Stephan, Cornelsen-Verlag, ISBN 978-3-411-74304-9.

Urs Heinz Aerni ist Journalist und Feldornithologe, der öfters im Berner Oberland unterwegs ist. Regelmässig interviewt er eine interessante Persönlichkeit im Hotel Beatus in Merligen. Die Talk-Reihe ist öffentlich.

Steigende Prämien fördern Armut

Hintergrund • Während reiche Haushalte den Prämienanstieg verkraften können, ist er für arme Haushalte verheerend. Caritas schlägt Alarm: Die Krankenkassenprämien seien ein wichtiger Grund, warum Menschen in Armut gerieten.

Fragen?

Wie haben Sie es mit dem Fragen? Der Dichter Henrik Ibsen (1828–1906) meinte: «Zu fragen bin ich da, nicht zu antworten.» Als Journalist frage ich viel, fast zu viel, meint meine Frau, denn dann käme ich nie zum Zug, über mich nachzudenken. Aber von uns Kolumnisten wird verlangt, dass wir kommentieren. Gerät die Kultur des Fragens nicht immer mehr unter die Räder der ungewollten Meinungen, der Besserwisserei von Nichtwissenden? Wie schrieb schon Bertold Brecht: «Der Vorhang fällt, und alle Fragen sind offen.» Vielleicht hat meine Frau recht. Ich lenke durch meine Fragerei einfach von mir ab. Also gut, ich suchte nach Fragen für diese Kolumne, um zu antworten. Die erste lautet: 

«Was stört Sie an Begräbnissen?» 

Gute Frage. Es wird zu viel über den Verblichenen gesprochen und nur Gutes. Warum nicht auch die charakterlichen Kanten benennen? Also bei mir wird es keine Reden geben, sondern nur Musik von Erik Satie oder Arvo Pärt mit anschliessendem Essen und gutem Wein. Wetten, dass dann viel ehrlicher über den von uns Gegangenen geplaudert wird? Nächste Frage.

«Mögen Sie Einzäunungen?»

Was für eine Frage. Natürlich nicht. Für den Wildwechsel ein Hindernis, für Schafe ein Schutz. Das Einzäunen kennt der Mensch seit seiner Sesshaftigkeit. Zuvor war das Nomadisieren die pure Freiheit, natürlich bis nächsten Sippe, die im Weg stand. Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert durch Philosophie und Wissenschaft hoffte man auf freies Denken und Fragen statt eingezäuntem Weltbild. Heute wissen wir, dass der Mensch damit überfordert ist und deshalb sich wieder in Sturheiten einkuschelt. Noch eine Frage. 

«Wie viele Freunde haben Sie zurzeit?»

Zurzeit? Ich denke da an Monika, Helmut, Elke … da wäre noch der Andreas, die Claudia, oder doch eher der Markus? In meiner E-Mail-Adress-Datei habe ich mal eine Gruppe «Freunde» erstellt. Gerade vor Kurzem kam ein Name per Klick wieder heraus. Aber warum? Weil der mich nie anruft? Gehört mein Lieblings-Apotheker, der Wirt meiner Stammkneipe oder die Buchhändlerin, die alles weiss, was ich lese, auch in den Freundeskreis? Also diese Frage lässt mich grübeln. Ab wann ist ein mir sympathischer Mensch ein Freund? Und was muss passieren, dass ich eine Person als Freund entlasse? Gute Fragen lassen uns nachdenken. Übrigens, diese stammen von Max Frisch, und viele weitere gibt es in seinem Buch «Fragebogen» im Suhrkamp- Verlag. 

Urs Heinz Aerni ist freischaffender Journalist, Literaturvermittler und oft als Feldornithologe im Berner Oberland anzutreffen.

Mietzinssenkend oder unnötige Bürokratie?

Abstimmung • An diesem Wochenende wird über die Miet-Initiative abgestimmt. Diese verlangt, dass die Vormieten offengelegt werden, damit eine Mietzinsreduktion eingefordert werden kann. Unnötige Bürokratie, finden die Gegner.

Einigung in Sachen Barell-Gut

Oberhofen • Die Frutiger AG und die SP Oberhofen haben in den vergangenen Wochen zur geplanten Überbauung «Chabis Chopf» (Barell-Gut) eine Vereinbarung getroffen. Dies, nachdem die SP Einsprache gegen das Vorhaben eingereicht hatte.

Status: «kompliziert»

Am 28. September stimmen wir über den Eigenmietwert und die E-ID ab. Doch die Abstimmungsunterlagen sorgten bereits im Vorfeld der Abstimmung für Verwirrung. Auf dem Stimmzettel sucht man nämlich vergebens nach dem Wort «Eigenmietwert». Stattdessen steht da eine ziemlich kryptische Frage: «Wollen Sie den Bundesbeschluss vom 20. Dezember 2024 über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweit­liegenschaften annehmen?» Natürlich erinnern wir uns noch ganz genau, was der Bund am 20. Dezember beschlossen hat. Oder etwa nicht? Dann bringen wir nun Licht ins Dunkle: Wer den Eigenmietwert abschaffen will, wirft ein «Ja» in die Urne. Wer diesen beibehalten will, stimmt «Nein». Immerhin wird das dann im Innenteil des Abstimmungsbüchleins – das natürlich von allen immer sehr aufmerksam gelesen und verinnerlicht wird – ausgedeutscht. 

Gemäss verschiedenen Berichten verschiedener Medien vor allem aus dem Hause Tamedia ist die Formulierung das Ergebnis jahrelanger Debatten. Ein fein austarierter Kompromiss, Niederschlag par excellence für unsere Konsensdemokratie. Doch was ist nun dieser Bundesbeschluss vom 20. Dezember 2024? Status: «kompliziert».

Am 20. Dezember verabschiedete das Parlament eine Gesetzesänderung, welche die Besteuerung des Eigenmietwerts abschafft und die Abzugsmöglichkeiten einschränkt. Das gilt gemäss Abstimmungsbüchlein für Erst- und Zweitliegenschaften. Gleichzeitig hat das Parlament damals eine Verfassungsänderung beschlossen, die es den Kantonen erlaubt, eine besondere Liegenschaftssteuer auf überwiegend selbstgenutzten Zweitliegenschaften einzuführen. Das war das Zugeständnis an die Bergkantone, denn diese gucken bei einer Abschaffung des Eigenmietwerts in die Röhre. Sprich: Sie haben Verluste bei den Steuereinnahmen, nach gut schweizerischer Kompromissmanier erhalten sie aber die Möglichkeit, eine andere Steuer zu erheben, nämlich die besagte «Liegenschaftssteuer auf Zweitliegenschaften». Das heisst: Alle jene, die im Bündnerland oder im Wallis eine Ferienwohnung besitzen, «können» vom Zweitkanton besteuert werden. 

Dies wird für jene klar, welche die Geduld und den Nerv haben, sich durch den nicht sehr spritzigen Text des Abstimmungsbüchleins zu kämpfen. Eigentlich schade, dass dieses nicht zielgruppenfreundlicher ist, denn die Produktion des Abstimmungsbüchleins ist ein wahrer Kraftakt. Es verschlingt 221 Tonnen Papier und wird in einer Auflage von 5,5 Millionen Exemplaren gedruckt. Verantwortlich für den Inhalt ist letztlich der Bundesrat, der zuvor die zuständigen Ämter konsultiert. Der Text wird von der Bundeskanzlei in Zusammenarbeit mit den betroffenen Departementen erstellt. 

Schreiben die Behörden damit am Volk vorbei? Und – Hand aufs Herz – wer von Ihnen hat ein Abstimmungsbüchlein schon mal von vorn bis hinten durch­gelesen? Vielleicht ja nächstes Mal – nur zur Belustigung …

Berufung mit Geschmack

Trimstein • Céline Grossmann hat soeben ihre Lehre beendet und gewann die diesjährige Schweizermeisterschaft für Kochlernende. Zurzeit macht sie sich selbstständig und bereitet sich als Teammitglied der Juniorennationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft vor. Sie verfolgt ihre Ziele mit Herz und Verstand.

Infrastruktur am Anschlag

Thun • Gegen die geplante Überbauung auf dem Areal «Bostudenzelg» in Thun wurde das Referendum ergriffen. Das Referendumskomitee moniert, dass vor der Erstellung riesiger Überbauungen die Infrastruktur angepasst werden soll. Zudem will man einen demokratischen Prozess in Gang setzen.

Vermischen und vertuschen?

Pfas/Gastbeitrag • Tierische Lebensmittel sind in der Schweiz teilweise so stark mit den gesundheitsgefährdenden PFAS-Chemikalien belastet, dass die Höchstwerte überschritten werden. Der Ständerat will nun belastetes mit unbelastetem Fleisch vermischen lassen, um die Grenzwerte einzuhalten. Der Konsumentenschutz lehnt ein solches Vorgehen kategorisch ab. Trotzdem nahm der Nationalrat die Motion gestern an.