
Weitere Artikel von Sonja Laurèle Bauer

Landwirtschaft im Umbruch?
wissenschaftscafé Thun • Wie denken verschiedene Konsumenten über gentechnische Verfahren als ein mögliches Werkzeug für die Landwirtschaft, Klimawandel und Ernährungssicherheit? Angela Bearth, Doktorin der Psychologie,Risikoforscherin und Gründerin HF Partners, Zürich, gibt Auskunft.

«Menschen brauchen Spielräume»
Politik • Raphael Lanz ist ein charismatisches Chamäleon: Er ist Jurist, Stadtpräsident, kandidiert für den Regierungsrat, baute ein Unternehmen auf, prägte
die Entstehung des Parkhauses Schlossberg, hat soziale, kulturelle, wirtschaftliche und sportliche Mandate inne, ist Familienvater, Ehemann. Trotz der Viel-seitigkeit bleibt er seinen Grundsätzen treu: den Mitmenschen vertrauen, Verantwortung übergeben und genügend Raum lassen, damit sie sich entfalten können.
Es dominieren einfache Denkmuster
Kolumne • Der deutsche Arzt Michael Nehls schrieb in seinem Buch «Das erschöpfte Gehirn», dass das Verhalten unserer modernen Gesellschaft geprägt sei von sozialer Kälte und der Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen. «Menschen mit mangelnder Empathie fehlt die elementare Fähigkeit, sich das potenzielle Leid vorzustellen …» Und: «Ein schwaches Ich sucht das starke Wir.» Weil wir nicht mehr «artgerecht» leben, führt dies zu chronischer Erschöpfung, wodurch die Kapazität für das energieintensive System-II-Denken (bewusstes Nach-denken, kritische Reflexion) abnimmt. Gesellschaftlich betrachtet hat dieser chronische Kapazitätsverlust weitreichende Folgen: Die geistige Energie für Reflexion und durchdachte Entscheidungen nimmt ab, es dominieren einfache Denkmuster und stereotypes Handeln und angstgeleitetes Verhalten: Selbstwertgefühl, Durchhaltevermögen, Mitgefühl und insbesondere geistige Flexibilität nehmen ab. Dies führt dazu, dass Menschen weniger in der Lage sind, Dinge kritisch zu hinterfragen und notwendige Veränderungen vorzunehmen, selbst wenn sie wissen, dass eine Richtungsänderung dringend nötig wäre (unter anderem deshalb haben despotische Politiker plötzlich so grosse Unterstützung) – sowohl für das eigene Wohl als auch für zukünftige Generationen. Einer der Auswege aus dem Teufelskreis: Wieder mehr soziale Interaktion. Die Regierung von Russland griff die Ukraine an. Jene von Israel vertreibt und tötet ein ganzes Volk, das nicht einmal fliehen kann. Die der USA zerstört die in mühsamer Arbeit erreichten Ziele: Die Gleichstellung der Frau, die Bildung, humanitäre Hilfe und vieles mehr. Europa rüstet auf. Dafür werden Millionen ausgegeben, während nicht nur mehr allein in Afrika die Welt verhungert. Und man kann nicht einmal mehr mit hundertprozentiger Bestimmtheit sagen: «It’s a Man’s world». Schliesslich mischen bei dieser weltweiten Kriegstreiberei auch ein paar Frauen mit. Wobei man die an einer Hand abzählen kann. Hierzulande fällt das Volk in zwei Lager. Alles lässt sich erklären. Je nach Wahrnehmung und Sichtweise. In beiden befinden sich kluge Menschen, deren Begründungen nachvollziehbar sind, jedoch niemals Krieg und Mord rechtfertigen dürfen. Mit Waffen gewinnt man keinen Frieden. Die einzige Richtungsänderung, die uns und die nachfolgenden Generationen retten kann, ist nicht Aufrüstung – sondern Gespräch. Im Sandkasten hört der Streit der Kinder auf, sobald ein Elternteil ihn mit Worten beendet – egal, wer angefangen hat und warum. Stopp! Danach gibt’s Eis. Auch Krieg lässt sich erklären, verstehen müssen sie ihn nicht: Die Mütter, weltweit, die keine Stimme haben. Die keine Erklärung brauchen, warum ihre Söhne nicht mehr heimkommen; ihre Kinder, die vor Angst weinten, bevor sie starben. Die Gründe sind ihnen egal. Sie wollen Frieden – und ihre Jungs zurück. «Meine Söhne geb ich nicht», sang Reinhard Mey. Stünden die (trauernden) Mütter dieser Welt einander gegenüber: Der Krieg wäre heute noch vorbei.

«Gibt es unter den Richtern auch Eltern?»
Region • Mirjam* soll ihre Tochter Elena umgebracht haben. Sie wurde zu 18 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und wird ans Bundesgericht weitergezogen. Für unsere Leserin und Mirjams Verwandte, Hannah Zurbuchen*, ist nicht nachvollziehbar, dass Mirjam aufgrund widerlegbarer Indizien viele Jahre ins Gefängnis soll. Wir lassen sie hier zu Wort kommen.

«Es gab keinen Raum, um zu trauern»
Statement • Auch Vera Frei* ist eine nahe Verwandte von Mirjam*. Sie ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern und weiss, wie es sich anfühlt, ein Kind zu verlieren. Vera kennt Mirjam, seit diese ein Kind war – sie hütete sie.

«Mi hett halt nid gredt»
Verdingt, Folge 2 • Alfred Ryter wurde als Kind verdingt. Was er ertragen musste, ist unerträglich. «Im Päckli ischt es Chueli gsi. Das hanni no hüt. I ha ds erschte Mau i mim Läbe öppis gschänkt übercho. Drum hanni so briegget (geweint). Vor Fröid. I ha nie meh im Läbe so briegget wie denn.»

«Tierversuche hemmen den medizinischen Fortschritt»
Forschung • CIVIS-Schweiz setzt sich für den Ausstieg aus Tierversuchen ein. Der Verein fördert versuchstierfreie Methoden direkt und dafür, dass diese verbreitet angewendet und staatlich vermehrt gefördert werden. Die versuchstierfreie Forschung auf der Basis eines stufenweisen Ausstiegplans aus Tier-versuchen soll als verbindliches Ziel etabliert wird. Wir sprechen mit Dr. med. Renato Werndli, Co-Präsident von CIVIS-Schweiz.

«Ich sah, dass es dem Heiland besser ging»
Verdingt, Folge 1 • Der 85 Jahre alte Alfred Ryter aus Frutigen lebt heute mit seiner Frau in Uetendorf. Er ist Vater dreier Kinder. Als Kind wurde er verdingt (siehe auch Seiten 13/14). Er ist einer derjenigen, die es dabei schlimm getroffen haben. Wir erzählen seine Geschichte in zwei Folgen.

Wie wir die Emotionen in uns anlegen: So reagiert unser Kopf
Thun • Edith Loosli wurde am 11. Februar 92 Jahre alt – und schrieb gerade ein Buch, das so wichtig ist, dass wir es vorstellen. Gemeinsam mit der Autorin, die sich 25 Jahre lang gegen das Fangen von Zugvögeln auf Zypern einsetzte. Ihr bevorzugtes Gebiet heute: Primatologie und Verhaltensforschung nach Frans de Waal. Ausserdem ist die ehemalige Lehrerin überzeugt, dass sie bis anhin so gesund alt wurde, weil sie seit 30 Jahren weder Fleisch isst noch Milch trinkt.
Grundversorgung ist Hauptversorgung
Wie es Connor Fuhrer ausdrückt: Grundversorgung ist Hauptversorgung. Denn ausser dass sie Gesundheitskosten spart, steigert sie die Lebensqualität jener,
die sie brauchen. Und das werden wir, irgendwann in unserem Leben, alle sein. Dennoch liegt der Fokus nach wie vor nicht auf den Hausarztpraxen, die über 90 Prozent aller Gesundheitsprobleme behandeln können – und dies ohne
Folgebehandlungen in Spitälern. Und dadurch nur acht Prozent der gesamten Kosten generieren! Die Gesundheitskosten, oder treffender Krankheitskosten, steigen und steigen. Die Politik findet keine befriedigenden Lösungen. Der Kanton Bern ist in Bezug auf Kinder- und Hausarztpraxen massiv unterversorgt. Zudem schliessen mehr und mehr Spitäler. Da die Babyboomer in Rente gehen, sieht es in fünf Jahren noch schlimmer aus als heute. Die schon heute viel zu langen Wartezeiten auf den Notfallstationen der Spitäler werden sich ausdehnen. Fachärztinnen und -ärzte werden durch Krankheitsfälle aufgehalten, die in Hausarztpraxen niederschwellig hätten behandelt werden können: Die Kosten explodieren.
Warum handeln Politikerinnen und Politiker nach wie vor nur zögerlich oder gar nicht? Schliesslich ist die Gesundheitsversorgung Aufgabe des Bundes und der Kantone – aber auch der Städte und Gemeinden. Diese sollen ihre Möglichkeiten nutzen. Die Zeit drängt. Die Gesundheitsversorgung muss Traktandum Nr. 1 auf der Traktandenliste der Politik sein.