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Versuchs mal mit Gemütlichkeit …

Steffisburg • Urs Hauenstein ist ein sehr politischer Mensch. Viele Jahre war es als Gemeinderat tätig. Damals explodierte ein Haus, in dem vier Menschen den Tod fanden. Darunter ein dreijähriger Knabe. Dies hat er nie vergessen. Heute ist der Sanitärinstallateur pensioniert.

| Sonja Laurèle Bauer | Begegnung
Mann
Urs Hauenstein in seinem Element: Beim Grillen daheim in Steffisburg, zvg

Urs Hauenstein betritt den Gasthof Schützen in Steffisburg. Bevor er sich setzt, wechselt er ein paar Worte mit ihm bekannten Menschen, die im Gasthof ihren Morgenkaffee trinken. Man kennt ihn hier und er kennt die Gäste. Er setzt sich, bestellt eine warme Schoggi. «Kaffee ist nicht so mein Ding», sagt Hauenstein: Erfahrener Sanitärinstallateur, ehemaliger Gemeinderat von Steffisburg (SVP), ehemaliger Vorsteher der Feuerwehr. Im Militär im Heeresstab Oberst – «ich führte lange den OK-Offiziersball Thun, zehn Jahre als Präsident, bis zum Hochwasser 1999». Ihm gehört das Hotel Krone in Thun, das er von seinem Vater Walter übernahm.
Doch zurück zum gemeinsamen Kafi, oder eben der warmen Schoggi: Wer kann schon im eigenen Restaurant eine trinken? Denn auch das Hotel-Restaurant Schützen in Steffisburg ist in Urs Hauensteins Besitz.

Gemütlichkeit, Ruhe und Gelassenheit …

Hauenstein ist ein gelassener Mensch. Er selbst bezeichnet sich als besonnen und sehr ruhig. «Ja, man soll im Leben nichts überhasten. Sondern abwägen, nachdenken, überlegen, bevor man etwas tut. Dann kommt es meistens gut.» Erst vor gut einem Jahr liess er sich pensionieren. Zuvor war er ein Leben lang als diplomierter Sanitär­installateur tätig. «Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt», so Hauenstein. «Ich lernte alles: Wie man schraubt und zeichnet.» Nach der Ausbildung musste er in die Rekrutenschule. «Ja, im Militär verbrachte ich einen grossen Teil meiner Lebenszeit. Mit 60 wurde ich, wie erwähnt, als Oberst entlassen.»
Doch zuvor, nach der Offierzsschule, übernahm Hauenstein das Sanitärgeschäft, in dem damals um die 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig waren. «Heute sind es gegen 80 Personen», sagt er nicht ohne Stolz. «Hauenstein – Heizung Lüftung Sanitär AG», nennt sich die Firma mit Sitz in Steffisburg.
Ja, Steffisburg: In Steffisburg lebt er. In Steffisburg arbeitet er, mit Steffisburg fühlt er sich verbunden. «Hier bin ich geboren, hier ist auch mein Heimatort – neben Ringgenberg am Brienzersee.» Und: «Hier im Restaurant Schützen liessen mich meine Eltern einst taufen.» Kein Wunder, wollte er das Gasthaus mit Hotel kaufen, als es zum Verkauf stand. «Ich wollte nicht, dass der Schützen schliesst. Er lag mir am Herzen. Ich wurde 1956 hier getauft.» Einiges an der Liegenschaft ist heute anders als beim Besitzer zuvor. Und: Urs Hauensteins Sohn David betreibt Hotel und Restaurant. «Und natürlich den alten Weinkeller.» Denn den edlen Gewölbekeller habe er natürlich erhalten. «Wir setzten den Unterlagsboden auf den Gewölbekeller drauf.» So wurden die alten Mauern erhalten. Für seinen Sohn sei das eine «Supersache», so der Vater. «Denn David ist sehr Wein-affin.» Ein Weinkenner also? «Ja, er hat auch die Weinhandlung in Grosshöchstetten, das ‹Vennerhus›, inne.» Er, der Vater, gab dem Sohn den Anstoss. Und dieser fand als Wirt zu seiner Leidenschaft.

In Vaters Fussstapfen

Urs Hauensteins anderer Sohn, der ältere, Roman, stieg ins Sanitärinstallationsgeschäft ein. «Roman führt heute fast 90 Personen», so Hauenstein, sichtlich stolz auf beide Söhne. Zurzeit sei Roman mit einem Teil seiner Fachleute in Wengen beschäftigt. Und in Mürren. Die Schilthorn Gondelbahn sei ein Thema.
Beide Söhne folgen ihrem Vater also in jeweils einer Fussstapfe. Beide Söhne sind verheiratet: Roman mit Fabienne und David mit Bianca.
Und dann ist da noch Janine, die Tochter seiner zweiten Frau Andrea. Janine ist ist bei einer privaten Spitex tätig. Andrea ist Naturärztin und unterstützt Urs Hauenstein bei den Innenausbauten der Hotels und Restaurants.

Die Hauensteingruppe

Aber auch Urs Hauenstein selbst trat einst in Vaters Fussstapfen: Walter Hauenstein starb im Jahr 2005. Urs’ jüngerer Bruder Peter übernahm die Immobilien-Firma. Die Geschichte der Hauenstein Gruppe reicht bis ins Jahr 1954 zurück. In diesem Jahr gründete Vater Walter, der aus einer Arbeiterfamilie stammte, die Einzelfirma, die 1971 in die Aktiengesellschaft W. Hauenstein Immobilien AG (heute Hauenstein Immobilien AG) überführt wurde. Seit 1971 kamen weitere Betriebe in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gesundheitswesen zur Unternehmung dazu, die seit 1991 im Besitz der Hauenstein Invest AG sind.

Homo politicus

«Ich war stets ein ausgeprägt politischer Mensch, sagt Urs Hauenstein. Viel hat er erlebt, in seiner Amtszeit als Gemeinderat von Steffisburg. Als damals Zuständiger des Ressorts Sicherheit war er dabei, als eine Gasexplosion ein Mehrfamilienhaus zerstörte. Ein Ereignis, das die Menschen weit herum beschäftigte. Das war 2003. Doch das Erlebnis hat sich in Urs Hauensteins Gedächtnis gefressen. «Dr Büebu wär hüt 22», sinniert er. Damals starben eine Frau und ein Vater mit seinem Sohn.Der Sohn war übers Wochenende beim Vater. «Es war sein Geburtstag. Er wurde drei.»
Der Bescheid ereilte Hauenstein, als er sich in seinem Seehaus aufhielt. «Sundlauenen ist mein Kraftort, ich war und bin oft dort.» Hauenstein war in seinem dritten Jahr als Gemeinderat, als ein Kollege ihn bat, schnellstens nach Steffisburg zu kommen. «I bi gesecklet, ha geschwitzt», und er sei rasant durch die Bucht gefahren, was er sonst nie tue. Schliesslich sei er bis am nächsten Morgen um drei Uhr am Unfallort gewesen. «Ich sah, wie sie das Kind raustrugen. Das vergesse ich nie mehr …» Tagelang war er anschliessend nicht mehr im eigenen Geschäft. «Oder höchstens, um Anweisungen zu erteilen.» Um 6 Uhr sei er jeweils dort gewesen, eine Stunde später wieder im Gemeindehaus. «Ja, es het mi duuret.»
Hauenstein erzählt von einer schlechten Begegnung mit einer Pressevertreterin (was er damals nicht wusste). Die Frau versuchte, ihn zu überlisten. «Sie rief mich an und sagte, sie sei die Patin des Jungen. Wo denn bitte die Beerdigung stattfinde.» Er sei stutzig geworden. Sagte, er wisse es nicht genau, tue sich kundig. «Sie hinterliess mir eine Telefonnummer. Doch ich rief sie nicht mit meinem Telefon zurück, sondern von einer anderen Nummer aus. Und tatsächlich: Sie meldete sich mit Redaktion Blick …»

Kraftort Sundlauenen

Noch immer ist Urs Hauenstein gern in Sundlauenen am See. Hat dort ein Boot, mit dem er oft und gern unterwegs ist. «Dort erholte ich mich vom Alltag.» Vor zwei Jahren ereilte ihn trotzdem ein Herzproblem. Nun hat er Bypässe im Körper. Und im vergangenen Jahr hatte er eine sogenannte Streifung, musste ins Spital und danach in die Reha. «Manchmal habe ich nun Mühe, mir Namen zu merken», sagt er ehrlich. Nun dürfe er wieder Autofahren. Worüber er sehr froh ist. Denn sonst gehe es ihm gut. Er denkt nach, sagt: «Ah ja, Skifahren würde ich gern wieder. Ich war ein guter Skifahrer. Doch ich hatte einen Bänderriss. Das Kreuzband …» Dafür organisiert er jährlich den Skitag für seine Leute im Geschäft: Nach Schönried, Saanenmöser, Hornberg, Hornfluh. «Das ist eine schöne Sache.» Früher fuhr er auch Wasserski. «Ich war sehr sportlich.»

Der Grossvater

Wir reden von Stress: Ja, den gelte es zu vermeiden. Aber da helfen ihm die Enkelkinder. Urs Hauenstein ist Grossvater. Sohn Roman hat zwei Buben: Lenny und Noé.
Müde ist Urs Hauenstein noch lange nicht. Gelassen und gemütlich war er immer schon. «Und nun habe ich etwas mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens und Zeit, mit meiner Familie Spannendes und Verbindendes zu unternehmen.»

www.hauensteinag.ch
www.vennerhus.ch
www.schuetzen-steffisburg.ch




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