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«Freund» oder Nutztier

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Hund und einem Rind, zwischen einer Katze und einem Schwein? Der Unterschied ist allein kulturell – wir haben entschieden, dass das eine Tier «Freund» ist und das andere Nutztier. Und mit den Nutztieren gehen wir grösstenteils – nicht überall und nicht alle – sehr unschön um. Es ist für uns kein Tier mehr, sondern ein Produkt. Tiere werden für Unterhaltung in Zoos, Zirkussen oder Stierkämpfen ausgenutzt, für Mode in Pelzfarmen oder für Tierversuche – obwohl es längst Alternativen gäbe. Und nicht zuletzt leiden enorm viele Tiere für unseren hohen Fleischkonsum. 2024 wurden in der Schweiz über 85 Millionen «Nutztiere» geschlachtet – das sind 2,7 pro Sekunde. Millionen von Tieren verbringen ihr gesamtes Leben in Massentierhaltung: ohne Sonne, ohne Wiese oder Auslauf und ohne die Möglichkeit, ihren Instinkten zu folgen. Schweinen werden Schwänze gekürzt, Küken geschreddert, Kälber ihren Müttern entrissen. Für einen kurzen Augenblick der menschlichen Bequemlichkeit und für Luxus opfern wir das ganze Leben eines fühlenden Wesens. Einfach so. Wie ist es so weit gekommen? Warum müssen Tiere für unsere Bedürfnisse leiden? Oft werden Bilder zensiert oder Videos nicht gezeigt, in denen das Ausmass des Tierleids zu sehen ist – weil es für uns zu grausam ist, um das zu sehen. Dabei müssten die Tiere davon geschützt werden, denn sie sind es, die diese Realität am eigenen Körper erfahren. Schweine sind hochintelligent, Kühe haben tiefe soziale Bindungen, Hühner kommunizieren auf vielfältige Weise – sie alle fühlen Freude, Angst und Trauer. Sie alle haben ein Recht auf Leben. Mir ist bewusst, dass Tiere vielerorts schon immer Teil unserer Ernährung waren. Doch unser heutiger (Über-)Konsum verlangt nach billiger, schneller Produktion – und in diesem System verschwindet das Tier hinter dem Produkt. Aber anders als die Tiere haben wir eine Wahl. Wir können pflanzliche Alternativen wählen, die unsere Gesundheit unterstützen und gleichzeitig Tierleid ver­ meiden. Niemand muss mehr Tiere töten, um satt zu werden oder alle Nährstoffe zu decken. Viele kennen den inneren Konflikt – die kognitive Dissonanz: Man weiss, dass Tiere dafür leiden, blendet es aber aus und konsumiert weiter. Viele Menschen lieben Tiere und würden ihnen nie aktiv schaden, und doch unterstützen sie unbewusst ein System, das Leid verursacht. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Jeder Schritt zählt: weniger Fleisch, bewusster konsumieren, tierleidfreie Produkte wählen. Tiere sind keine Ware. Sie sind Mitbewohner dieses Planeten und verdienen Respekt. Auch ökologisch ist Fleischkonsum belastend: Er verursacht hohe Treibhausgasemissionen, Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung. Damit zahlen nicht nur die Tiere einen hohen Preis, sondern auch unser Planet – und letztlich wir selbst.