Kürzlich sass ich zu Hause
Kürzlich sass ich zu Hause und habe mich beim Blick durchs Zimmer gefragt, ob ich eigentlich noch einen Schreibtisch besitze, da ich nur noch dessen Beine sehen konnte. Die Tischfläche konnte ich unter all meinen Papierstapeln gar nicht mehr erkennen. Die Stapel waren zwar durchaus mal sortiert (Ablage, zu erledigen usw.), aber sie vermischten sich irgendwann zu einem einzigen Durcheinander.
Manchmal scheint das Aufräumen und Ordnung halten wie ein endloses Labyrinth. Mir geht es oft so, dass ich zwar beginne – ich mache Häufchen und kategorisiere sie –, aber schnell
verliere ich den Überblick und nicht viel später auch die Motivation.
Vielen geht es ähnlich. Die Überforderung beim Aufräumen und Ausmisten ist ein Problem. Wo soll man anfangen? Manchmal möchte ich ein Gestell einräumen, aber dazu brauche ich noch die passende Schachtel, und die ist derzeit an einem anderen Ort im Einsatz und müsste zuerst ausgeräumt werden … Oft endet die Aufräumaktion damit, nichts oder nur das Nötigste zu tun – oder ein grösseres Chaos als vorher zu haben.
Ein anderes Problem kann sein, dass man denkt, es müsse alles auf einmal erledigt werden – was natürlich unmöglich ist. Hinzu kann kommen, dass es einem schwer fällt, sich von Dingen zu trennen, weil sie Erinnerungen oder sentimentalen Wert haben, und das erschwert den Prozess zusätzlich. Oder auch Entscheidungen fällen: «Kann das weg? Brauche ich das noch? Vielleicht werde ich genau DAS in einem Monat suchen und ärgere mich dann, dass ich es entsorgt habe …» Auch solche Gedanken machen das Ausmisten kompliziert. Dabei denke ich zum Beispiel an unsere Kabelsalat-Kiste. So viele Akkus und Adapter, zu denen wir etwa die Hälfte der dazugehörigen Geräte sicherlich gar nicht mehr besitzen.
Ein weiterer Stolperstein: Ablenkung. Man möchte «nur» den Schreibtisch aufräumen, und drei Stunden später ist man noch nicht weiter, weil man noch alte Briefe gefunden hat, die spannender sind als die eigentliche Aufgabe.
Es gibt viele Herausforderungen, wenn es ums Thema Aufräumen und Ausmisten geht. Eine allgemeine Lösung gibt es nie. Aber es gibt viele Tipps und Tricks, die es erleichtern können.
Mir hilft es beispielsweise, kleine Schritte zu machen, mir nur eine Aufgabe pro Tag vorzunehmen. Und wenn ich auch diese nicht schaffe, mir keinen Stress zu machen. Meine Eltern und
meine Schwester brachten mich auf die Idee, jeweils Vorher-Nachher-Bilder zu machen. So sehe ich meine Fortschritte, was mir dann Freude bereitet.
Früher war eines meiner Lieblingszitate: «Ordnung ist das halbe Leben, deshalb ordne nie und lebe ganz.» Vielleicht ist es heute eher die Variante «Ordnung ist das halbe Leben – die andere Hälfte besteht darin, das Chaos akzeptieren zu können.»
Vielleicht führt der Weg aus dem Labyrinth gar nicht immer zur perfekten Ordnung – sondern manchmal einfach nur zur Akzeptanz, dass es nicht immer perfekt sein muss.