Skip to main content

-

Mehr als nur ein Volkssport

Wandern ist mehr als nur ein Volkssport, bei dem man sich rasch in rote Socken stürzt, ein Paar währschafte Schuhe bindet, mit einem trockenen Farmer-stengel und einer Thermoskanne voll Tee im Gepäck spontan kurz mal loszieht und zusieht, wohin es einen verschlagen mag. Gemäss Bruno Maerten von den «Berner Wanderwegen» will eine Wanderung sorgfältig vorbereitet sein. Man sollte im Vorfeld die Karten studieren und sich ein Bild vom Weg machen, den man zurücklegen will. Wie schwierig ist die Route, wie viele Höhenmeter werden zurückgelegt – und vor allem: ist die Route meinen eigenen Fähigkeiten angepasst? Wer mal gehen gelernt hat, kann nicht automatisch wandern. So wie nicht jeder gleich ein Musiker ist, nur weil er ein Instrument besitzt. 

Doch Wandern ist gleichzeitig auch mehr als nur ein Sport. Oder auch weniger, je nachdem, wie man es betrachtet. Wandern kann etwas sehr Kontemplatives haben. Etwas durchaus Philosophisches im Sinne von «der Weg ist das Ziel», etwas Meditatives. Denn im Gehen als gleichförmigem, rhythmischem Voranschreiten über einen längeren Zeitraum eröffnen sich Raum und Zeit – lässt man es zu, so kann man einen neuen Zugang zu seinem Innersten entdecken. Denn das Unterwegssein ist auch Sinnnbild des Lebens für die Strecke zwischen Geburt und Tod. 

Kein Wunder, gibt es verschiedene Anbieter für philosophische Wanderungen. Allen voran eine der ältesten «Werte-Institutionen» der Welt, nämlich die Kirche. Im kirchlichen Umfeld spricht man aber nicht einfach von Wandern, sondern vom Pilgern. Das Wort stammt vom Lateinischen und bedeutet «in der Fremde sein». Zum Unterwegssein kommt also ein weiteres Element dazu. Nämlich der Umstand, dass man durch Bewegung an unbekannte, nie mit eigenen Augen gesehene Orte gelangt. Dies ermöglicht einen neuen Blick auf die Welt. Und hoffentlich auch einen unverfälschten Blick auf das eigene Dasein, der neue Perspektiven eröffnet.