Geld: Fluch und Segen
Geld regiert die Welt! Wer es zur Verfügung hat, dem eröffnen sich Möglichkeiten. Wer zu wenig davon hat, kämpft in einer stark konsumorientierten Gesellschaft oft ums Überleben. Mit Geld kann man sich Besitztümer erwerben, die anfallenden Rechnungen bezahlen und Menschen für sich gewinnen. Wer unverhofft zu Reichtum kommt, hat plötzlich viele neue Freunde. Doch keine echten, sondern eher Freunde des
Geldes. Und: Besitz engt auch ein, macht unfrei, setzt einen unter bestimmte Zwänge.
Das ist eine Seite. Doch es gibt auch eine andere. Stichwort: Social Entrepreneurship. Diese Form der Unternehmensführung nutzt die marktwirtschaftlichen Kräfte, um ökologische oder gesellschaftliche Fortschritte zu erreichen. Die sogenannte Social Economy leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wohlergehen der Schweiz – und anderswo. Oft leben solche Unternehmen teilweise von Spenden, teilweise vom Erlös aus dem Verkauf von Produkten wie beispielsweise die Sozialunternehmen «Not I but We», das wir in der Rubrik «Begegnung» auf der letzten Seite dieser Ausgabe porträtieren.
Zusätzlich gibt es verschiedene Organisationen, die sich für eine positive Veränderung in der Welt einsetzen. Amnesty International, verschiedene Organisationen der UNO, Greenpeace, WWF, Transparency International,
Médecins Sans Frontières, Reporter ohne Grenzen sind nur einige Organisationen unter vielen, die in der Gesellschaft und in der internationalen Politik etabliert sind. Und: Sie haben teilweise viel erreicht. Doch auch dazu brauchen sie: Geld. Also doch? Geld regiert die Welt? Im Positiven wie im Negativen. Ein zweischneidiges Schwert! Und auch abhängig von der ganz grossen Weltpolitik. Wenn die USA als grösste Geber öffentlicher Entwicklungshilfe weltweit die Gelder dafür kürzen, hat das direkte Auswirkungen auf Menschen. «Die abrupte, chaotische und umfassende Aussetzung der US-Auslandshilfe durch die Trump-Regierung gefährdet weltweit das Leben und die Rechte von Millionen von Menschen», schreibt beispielsweise Amnesty International. Zwei Bereiche, in denen die Kürzungen weltweit erheblichen Schaden angerichtet hätten, sei einerseits die Gesundheitsversorgung und spezifisch die Behandlung von marginalisierten Menschen. Nicht nur vorhandenes Geld hat seinen Impact, sondern auch fehlendes. Also: Auch kein Geld regiert die Welt?
Auf die ambivalente Funktion des Geldes wies auch der deutsche Soziologe Georg Simmel hin: Die Geldwirtschaft habe zwar zur Befreiung des Individuums geführt. Gleichzeitig fülle das Geld jedoch eine Leere aus, die durch den Verlust persönlicher und religiöser Bindungen entstanden sei. Geld strebe den Charakter des reinen Symbols der ökonomischen Werte an, ohne diesen je völlig zu erreichen. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit, Geld ist Wirtschaft, Politik. Soziologie – ein Fluch, dem auch ein
Segen innewohnt.