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Warum der Niesen verschwinden wird

Der Niesen am Thunersee fällt durch seine markante pyramidenartige Form auf. Der Niesengipfel, bekannt für sein Panorama, ist ein beliebtes Ausflugsziel. Aber wie lange noch?

In der Natur herrscht ein ewiges Werden und Vergehen. Das betrifft nicht nur die Jahreszeiten. Es gibt auch längerfristige Vorgänge, wie zum Beispiel die Jahrmillionen dauernde Auffaltung der Alpen. Auf der anderen Seite kennt man das ebenso langsame Vergehen, das Abtragen durch Erosion.

Die Alpen und Voralpen zum Beispiel sind erst in der Erdneuzeit, im Tertiär entstanden, also vor 35 Millionen Jahren. Dies geschah durch den Zusammenprall der afrikanischen mit der eurasischen Kontinentalplatte. So hat sich auch der Niesen aufgefaltet bis zu einer Höhe von 2363 m über Meer, das sind 1800 m über dem Thunersee.

Nehmen wir an, dass der Niesen jedes Jahr ein bisschen erodiert, sagen wir um 2 Millimeter. 

Nach 10 Jahren sind das 2 cm: noch ist nichts zu sehen.

Nach 100 Jahren sind das 20 cm: noch nicht wahrnehmbar. 

Nach 1000 Jahren sind das 2 m: immer noch nicht zu sehen, aber messbar.

Nach 10 000 Jahren sind das 20 m: kaum zu sehen, aber gut messbar. 

Nach 100 000 Jahren sind das 200 m: immer noch als Berg wahrnehmbar. 

Nach 1 Million Jahren sind das 2000 m: da bleibt nicht mal ein sanfter Hügel übrig …

Zum Glück werden wir das nicht mehr erleben. Und die Aussicht vom Niesen wird noch viele Menschengenerationen erfreuen.

Das Gegenteil kommt auch vor: Der Mount Everest erhöht sich jährlich um 2 Millimeter. Warum? Weil Gletscher schmelzen und Flüsse Gestein mitnehmen, sodass die harte Erdkruste in diesem Massiv ein bisschen weniger stark in den zähflüssigen Teil des Erdmantels drückt.

 

(nach einer Idee von E. Stürmer,  Uetendorf). 

 Peter G. Bieri lebt in Münsingen. Vor der Pensionierung war er während drei Jahrzehnten als Redaktor und Informator im Bildungsauftrag tätig. Er sammelt seit 60 Jahren Artikel zu Entwicklungsfragen.