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«Mit den Wechseljahren kann ein genialer Abschnitt kommen»

Gesundheit | Die befreundeten Podcasterinnen Priska Christen (Apothekerin), Dr. Anja Wüest (Frauenärztin) und Jeannine Kohl (Apothekerin) brennen für Frauenthemen. Im Interview berichten sie über «Meditainment», die fabelhaften Wechseljahre und ihre Live-Podcast-Tour.

| Janine Friedrich | Gesellschaft
Gesundheit
Priska Christen, Dr. Anja Wüest, Jeannine Kohl (von oben). Foto: André Caradonna

«Meditainment» ist Ihr Motto: Damit verbinden Sie medizinisches und pharmazeutisches Fachwissen mit echter Unterhaltung. Denken Sie, dass genau diese Mischung eine gute Aufklärung und Sensibilisierung über teils noch Tabu-Themen ausmacht?

Anja Wüest: Ich denke schon. Die Enttabuisierung war dabei von Anfang an unser Ziel. Deshalb wählen wir bewusst Themen aus, von denen wir denken oder wissen, dass darüber nicht genug gesprochen wird: Zum Beispiel werden so manche Fragen bei einem Arztbesuch gar nicht gestellt – entweder aus Scham, Angst oder weil einfach nicht genug Zeit da ist. Wir nehmen uns jedoch die Zeit, um all das intensiv anzuschauen. Viele Frauen geben uns Feedbacks, dass sie sich dadurch endlich gehört fühlen.

Priska Christen: Genau! Und das Format eines Fallbeispiels haben wir ausgewählt, weil es uns die Möglichkeit gibt, unterhaltsame Punkte mit reinzubringen. Wenn wir aufnehmen, zeigt es nicht nur das Gespräch zwischen Fachpersonen, sondern auch zwischen Freundinnen im wirklichen Leben. Die Humorkomponente ist also da. Wir und unsere Hörerinnen amüsieren uns zudem immer köstlich über die Titel der Episoden, die wir kreieren. Das alles schafft einen viel besseren Zugang zu ihnen.

Im Podcast teilen Sie verschiedene Perspektiven zu Frauengesundheit und haben in der virtuellen Villa Margarita viel Raum für Pflanzenheilkunde, Schönheit, Ernährung usw. Was machen Ihre Tipps und die ganzheitliche Betrachtung aus?

Jeannine Kohl: Wir legen grossen Wert darauf, dass das Wissen, das wir vermitteln, tatsächlich auf dem neuesten Stand ist. Deshalb ist uns wichtig, dass unsere Therapie-Empfehlungen evidenzbasiert sind und wir auch verschiedene ganzheitliche Lösungen anbieten können. Das Ding ist: In unserem Joballtag sind wir sehr frei und dürfen in der Eins-zu-Eins-Beratung auch Empfehlungen machen, die noch nicht durch eine Studie belegt wurden, sondern auf eigenen Erfahrungswerten basieren. Im Podcast ist das durch die Reichweite und die Individualität der einzelnen Zuhörerinnen etwas anderes. Da wollen wir uns absichern. Trotzdem fragen wir uns immer: Was würden wir selbst raten oder was würden wir selbst in so einem Fall tun?

Im Sommer sind Sie mit Ihrer Live-Podcast-Tour erstmals auf der Bühne zu sehen. Warum haben Sie das spannende Thema Wechseljahre dafür ausgewählt?

Anja Wüest: Wir haben quasi eine indirekte und unbeabsichtigte Marktstudie mit unserem Podcast gemacht: Nach und nach stellten wir fest, dass von den bisher 56 Episoden immer jene über die Wechseljahre durch die Decke gegangen sind. Dieses grosse Thema ist also sehr präsent bei den Frauen. Deshalb wollen wir noch mehr Bewusstsein dafür schaffen; nicht nur für die Menopause, sondern auch für die Zeit davor (Perimenopause) und die Zeit danach (Postmenopause). Die Wechseljahre sind ein Prozess, der mehrere Jahre dauert. Die Menopause hingegen ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation und der letzten Fruchtbarkeit.

An den Live-Abenden soll es um eben diese Episoden gehen, die durch die Decke gingen: Unter anderem Wechsel-Jara, Hormon-Elle, Wunde Kunigunde, richtig?

Priska Christen: Genau. Es wird ein Best-Of sein, wo wir die Wechseljahre, die ja sehr vielseitig sind, als Ganzes betrachten. Wir bringen all diese Fälle zusammen, fügen neue Komponenten hinzu und stellen zusammen, was wirklich wichtig ist. Gleichzeitig soll die Tour für alle eine fachliche Rundreise mit einer Prise Humor und Unterhaltung sein.

Was denken Sie, womit viele Frauen in diesem Lebensabschnitt Mühe haben?

Anja Wüest: Ich habe das Gefühl, dass viele nicht in die Wechseljahre kommen möchten, weil sie denken: Oh nein, jetzt ist es vorbei; ich bin auf einem absteigenden Ast. Diese Angst davor und die schlechten Gedanken daran haben sicher auch einen Einfluss darauf, wie es einem während dieser Zeit geht. Dabei ist es gar nicht so, dass das Leben, die Lust und so weiter plötzlich vorbei sind. Deshalb wollen wir den Frauen Mut machen, nochmal durchzustarten. Wir wollen ihnen zeigen: Jetzt kommt ein ganz genialer Abschnitt! Vielleicht sind die Kinder aus dem Haus und man kann sich mehr auf Partnerschaft, Karriere oder Hobbys konzentrieren.

Ihnen ist also eine optimistische Herangehensweise wichtig?

Priska Christen: Absolut. Wir wollen das Ganze positiv kommunizieren. Aus diesem Grund sprechen wir vom Durchstarten und vom Upgrade in den Wechseljahren. Das heisst: Weg von diesem Leidens- oder Verdrängungsgedanken und stattdessen hin zu Lösungen und mehr Wissen. Denn wenn wir genug Möglichkeiten aufzeigen, dann kann man am Ende nicht mehr sagen: Ich wusste nicht, welche Optionen es gegeben hätte, um mich während dieser Phase besser zu fühlen. Das wird zunehmend auch in der Arbeitswelt wichtig, denn Frauen stehen oft in dieser Lebensphase vor ihrem nächsten Karriereschritt.

Jeannine Kohl: Genau, man kann immer etwas rausholen. Pauschal lässt sich sagen, dass je ein Drittel der Frauen während der Menopause entweder gar keine, milde bis mässige oder sehr starke Symptome haben. Das Gute ist: Es gibt Therapien, um diese Symptome zu lindern. Ausserdem kann man in diesem zweiten Lebensabschnitt ganz viel Frieden mit sich selbst schliessen. Diese innere Ausgeglichenheit ist eine Chance, um nochmal durchzustarten.

Sie sind bestimmt auch der Meinung, dass es schon all die Jahrzehnte vor der Menopause wichtig ist, sich mit dem eigenen Zyklus zu beschäftigen …

Anja Wüest: Definitiv. In jeder Lebensphase ist es ganz wichtig, zu wissen, was passiert im Zyklus in den unterschiedlichen Phasen. Hab ich einen Zyklus, kommt meine Menstruation regelmässig? Wenn dem so ist, dann stimmt schon mal vieles – denn der Zyklus ist ein Spiegel unserer Gesundheit. Uns hat es übrigens sehr gefreut, dass die Schweizer Frauen-Fussballnationalmannschaft seit einer Weile zyklusorientiertes Training absolviert. Es geht immer mehr in die körperbeobachtende Richtung.

Jeannine Kohl: Wir erklären repetitiv, wie essenziell das Zykluswissen ist. Auch Männer sollten den weiblichen Zyklus verstehen. Die Frauen wollen wir insbesondere für Veränderungen im Zyklus sensibilisieren und darüber aufklären, dass die Wechseljahre in manchen Fällen schon im Alter von 40 Jahren beginnen können. Weiss man darüber Bescheid und sieht gewisse Anzeichen, kann man die Vorboten der Menopause erkennen – selbst wenn man noch einen Zyklus hat. Dann kann man sich auch aus der richtigen Richtung Hilfe holen.

Am Freitag, 30. August, sind die drei innerhalb ihrer Podcast-Tour zum Thema Wechseljahre im Theater National in Bern zu sehen. Der Podcast «Villa Margarita» ist bereits zum zweiten Mal für den Suisse Podcast Award nominiert, dieses Mal in der Kategorie Leben.
www.villamargarita.swiss


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