Raphael Lanz: «Ich lese Esther Pauchard»
Ehrung • Im Namen des Gemeinderats von Thun überreichte Stadtpräsident Raphael Lanz der Psychiaterin, Schriftstellerin und Referentin Esther Pauchard den Thunpreis für ihre Vermittlungsarbeit.

Vor 15 Jahren stellte Esther Pauchard ihr allererstes Buch, einen Krimi, im Krebser in Thun vor. «Ich wunderte mich über die vielen Besucherinnen und Besucher und meinen Riesenerfolg», so Pauchard bescheiden.
Was gut begann, ging besser weiter: Seit diesem Moment kann die Psychiaterin und Schriftstellerin Erfolg nach Erfolg verbuchen. Sowohl in Bezug auf ihre Krimis als auch auf ihre beiden Fach- und Sachbücher. Weil sie, wie Stadtpräsident Raphael Lanz am Tag der Übergabe im Ratshaus Thun sagte: «Weil Esther Pauchard den Menschen um sie herum lehrt, auch in herausfordernden Momenten bei sich zu bleiben.» Damit meine er nicht allein ihre Bücher, so Lanz, welche die Resilienz der Leserinnen und Leser stärken möchten, sondern auch ihre Vermittlungsarbeit, die sie sowohl als Psychiaterin, als Referentin wie auch als Schriftstellerin und
Privatperson leiste.
Bescheiden und bodenständig
«Esther Pauchard begegnet den Menschen mit Ehrlichkeit, Mut und Klugheit und erweitert so deren Horizont», so Lanz. So sei der Thunpreis, den Lanz Pauchard im Namen des Gesamtgemeinderats überreichte, «verdient und passend». Dieser besteht ausserdem aus Andrea De Meuron, Katharina Ali Oesch, Reto Schertenleib und Eveline Salzmann. Der Thunpreis würdige kein bestimmtes Gebiet, er schliesse alle Gebiete ein, so Lanz. Gewürdigt wurde also Pauchards Gesamtwerk, «was sie macht, aber auch wie sie es macht». Ja, klar, es gebe auch die Empörten, schmunzelt Lanz, die mit Pauchards Ansichten nicht übereinstimmten. Doch wer Esther Pauchard live erlebe, wie zum Beispiel am Thuner Politforum, der erliege ihrem Charisma und Wissen. Sie brauche keine «Special Effects». «Si isch gschid, präsent mit Witz und bringt die Sache ufe Punkt.» Vielleicht sei Pauchard – sensibel, aber klar – auch deshalb so zugänglich, weil sie in ihrem Leben selbst einschneidende Erfahrungen gemacht habe, so Lanz. «Trotz ihres grossen Erfolgs, der über das Land hinausstrahlt, blieb sie bodenständig und bescheiden.» Und: «Esther, ich bin ein Fan Deiner Krimis.» Aber auch von den Fachbüchern: «Gerade in einer Zeit, in der die psychische Gesundheit ein grosses Thema ist, hat Esther Pauchard das Gschpüri und die Erfahrung, unsere Resilienz zu stärken.» Der Thunpreis, der in unregelmässigen Abständen vergeben wird – unter anderen erhielten ihn Jean Ziegler und Peter Maurer, Thunerseespiele –, ehre das zeichensetzende Wirken der Geehrten als Zeichen des Dankes und der Anerkennung.
«Hoffen ist ein Tätigkeitswort»
Den Abend musikalisch bereichert haben Kathrin Huggler-Locher an der Querflöte und Kilian Bayard am Akkordeon. Beide sind Musik-Lehrpersonen an der Musikschule Thun.
Esther Pauchard freute sich sichtlich über den Preis, dankte Familie und Freunden und erzählte von der Aussage des Stapis, als dieser einst im Radio gesagt habe: «Ich lese Esther Pauchard.» Zum Freund geworden sei ihr auch Bänz Friedli, so Pauchard, der sie angeschrieben habe. «Er bescherte mir heute die Laudatio meines Lebens.» Für Friedli strahlt Pauchards bisheriges Lebenswerk Nähe und Authentizität aus. «Du bist ein Finöggeli, eine introvertierte Extrovertierte. Nahbar, und manchmal scheint es, als würde dir die Nähe fast zu viel.» Ja, das Exponiertsein falle nicht immer leicht, wird Pauchard bald darauf bestätigen.
Er sei einfach ein Fan von ihr, so Friedli. «Am liebsten der Fanclub-Präsident.» Und: «Den Thunpreis bekommt nicht jede und jeder, den muss man sich verdienen. Da musst du in Thun quasi Geschichte geschrieben haben.» Pauchard stehe in ihren Referaten, Kolumnen und Büchern «füdleblutt häre»: «Du seisch, was Sach isch.» Das sei gelebtes Leben. Trotzdem sei sie, die einst geschrieben habe, dass Hoffen ein Tätigkeitswort sei, nicht ohne Selbstzweifel. «Das ehrt dich zwar. Doch manchmal möchte ich dich zu dir selbst in Therapie schicken.» Dass sie sich so verletzlich zeige, mache sie vertrauenswürdig, echt und zugänglich. «Esther Pauchard ist interessiert und freundlich – und dann: Päng, sagt sie ihre Meinung schonungslos.»