Skip to main content

-


Anzeige


Zweiter Anlauf für Erneuerung der Schulanlage

 Belp • Die Schulanlage Mühlematt scheidet die Geister. Ein Neubau wurde vom Volk bereits einmal abgelehnt, nun kommt es zu einer erneuten Abstimmung. Doch diesmal wurde die Bevölkerung im Vorfeld mehr einbezogen.
| Adrian Hauser | Politik
Am 30. November findet eine weitere Abstimmung zur Schulanlage Mühlematt statt. (Bild: Adrian Hauser)

Bereits seit mehr als sieben Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat von Belp mit dem Geschäft: die Erneuerung der Schulanlage Mühlematt. Eine Abfuhr erhielt der Gemeinderat vor rund drei Jahren, als ein Projektierungskredit von 5,3 Millionen Franken für ein rund 80 Millionen Franken teures Bauprojekt von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Das Abstimmungsresultat war eindeutig: Mit fast zwei Drittel Nein-Stimmen wurde die Vorlage deutlich abgelehnt. Das Projekt wurde allgemein als zu teuer und überrissen empfunden. Doch die teilweise über 70-jährige Schulanlage ist in die Jahre gekommen, eine Erneuerung ist nötig, zumal in diversen Gebäudeteilen der Schadstoff Naphthalin nachgewiesen werde konnte. Dieses ist schädlich für die Gesundheit der Lehrpersonen sowie der Schülerinnen und Schüler. Als Sofortmassnahme wurden deshalb insgesamt 30 Raumluftreinigungsgeräte installiert. Die Geräte zeigen zwar Wirkung, doch auf Dauer kann dies keine Lösung sein. Zudem wurden noch weitere Probleme vermutet: Das Lehrschwimmbecken musste vorübergehend geschlossen werden, da der Verdacht auf Statikprobleme bestand, der sich im Nachhinein allerdings nicht erhärtete. Doch dies alles zeigt: Eine Erneuerung der Anlage scheint nötig.

Deutliches Stimmungsbild

Nun steht ein zweiter Anlauf an, am 30. November findet eine weitere Abstimmung zum Geschäft statt. «Die Notwendigkeit einer Erneuerung ist breit akzeptiert», schreibt der Gemeinderat in seiner Botschaft an die Bevölkerung. «Doch die konkrete Ausgestaltung sorgt für unterschiedliche Meinungen.» Eine zentrale Frage seien die grossen Investitionskosten in den nächsten 10 bis 15 Jahren, die im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen. Deshalb müsse der Projektumfang sorgfältig geplant werden und finanziell abgesichert sein. Um eine weitere Abfuhr an der Urne zu verhindern, hat der Gemeinderat verstärkt auf Partizipation gesetzt. Drei unterschiedliche Varianten zu einer möglichen Erneuerung wurden erarbeitet, die im Frühling dieses Jahres im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung der Bevölkerung vorgelegt wurden. Die Ergebnisse haben gemäss dem Gemeinderat ein deutliches Stimmungsbild gezeigt. Die Variante «Neubau reduziert» fand während der Mitwirkung einen Zuspruch von rund 76 Prozent, die Variante «Sanierung» lediglich rund 15 Prozent. Die «Mix»-Variante als Kompromisslösung fand in der Mitwirkung eine Zustimmung von 51 Prozent. Da die Sanierungsvariante so wenig Zuspruch fand, hat der Gemeinderat entschieden, diese Variante nicht weiterzuverfolgen und der Bevölkerung auch nicht zur Abstimmung vorzulegen. Ende Monat wird die Belper Bevölkerung also über die Variante «Neubau reduziert» und die Variante «Mix» abstimmen. Eine davon soll danach umgesetzt werden.

Abstriche bei günstigerer Variante

Die Variante «Neubau reduziert» soll 76,2 Millionen Franken kosten, die Variante «Mix» 68,3 Millionen. Bei «Neubau reduziert» sind zwei neue Schulgebäude mit modernen und flexiblen Gebäudestrukturen geplant, bei der Variante «Mix» ein neues Schulgebäude – ebenfalls mit modernen und flexiblen Gebäudestrukturen – sowie zusätzlich ein saniertes Schulgebäude. Bei der ersten Variante werden also die bestehenden Gebäude komplett durch neue ersetzt. Die zweite Variante ist eine Mischform, bei der lediglich ein «Teilersatz» der bestehenden Gebäudestrukturen vorgesehen ist. Bei beiden Projekten ist eine Entfernung des Naphthalins vorgesehen, eine neue Dreifachsporthalle und strukturiert gestaltete Aussenräume. Bei der «Mix»-Variante können die vom «Lehrplan 21» geforderten Raumgrössen allerdings nur «eingeschränkt» umgesetzt werden. Auch die Barrierefreiheit ist bei dieser Möglichkeit nur eingeschränkt realisierbar. Bei der günstigeren Variante müssen also gewisse Abstriche gemacht werden. Und der Gemeinderat weist darauf hin, dass bei dieser Version die Kostengenauigkeit geringer sei. Dies weil «aufgrund des aktuellen Projektstandes die Ausarbeitung der Sanierung des Primarschulhauses noch sehr vage ist».

«Neubau reduziert» empfohlen

Eine Erneuerung der Anlage ergibt nicht nur aus baulichen Überlegungen Sinn, sondern auch aus pädagogischen, wie der Gemeinderat in seiner Abstimmungsbotschaft darlegt. So seien alle Unterrichtsräume belegt, und es gebe nur wenig Gruppenräume für vielfältige Unterrichtsformen. Zudem gebe es keinen geeigneten Raum für ein umfassendes Tagesschulangebot. Und seit nunmehr 15 Jahren müssen die Oberstufenschülerinnen und -schüler für den Sportunterricht in einer Dreifachsporthallen durch das Dorf zur Halle in der Neumatt dislozieren. Kurz: Die Schulanlage Mühlematt platzt aus allen Nähten, und auch für die optimale Umsetzung des «Lehrplan 21» ist mehr Raum zum Lernen, Spielen, Forschen und vielem mehr nötig. Zudem ist eine Schulanlage, die sich auf dem aktuellen Stand befindet, auch ein Standortvorteil. Dies erleichtert es, geeignete Lehrpersonen zu finden, und wirkt so dem Fachkräftemangel entgegen. Der Gemeinderat vom Belp empfiehlt den Stimmberechtigten aus diesen Gründen, dem Projektierungskredit zuzustimmen und der Variante «Neubau reduziert» den Vorzug zu geben.


Ihre Meinung interessiert uns!


Verwandte Artikel


Praxistipps für Gemeinden

Energie • Die Energieberatungsstelle Bern-Mittelland unterstützt Gemeinden mit Beratung und Informationsanlässen zu aktuellen Themen. Saskia Frey-von Gunten, Leiterin der Energieberatungsstelle, gibt Einblick in aktuelle Tätigkeitsschwerpunkte.
| Regionalkonferenz Bern Mittelland | Politik

Anzeige