Wohnungsnot bei Wildbienen – und was dagegen zu tun ist
Immobienen.ch | Mathias Götti Limacher, Geschäftsleiter von BienenSchweiz, weiss, dass nicht nur Menschen, sondern auch Wildbienen unter Wohnungsnot, besser, unter akuter Lebensraumknappheit leiden. Deshalb lanciert BienenSchweiz unter immobienen.ch die erste Wohnungsplattform für Bienen.

Der Schutz der Bienen ist für ein funktionierendes Ökosystem äusserst relevant: Ein Drittel der Lebensmittel wächst ausschliesslich nach der Bestäubung durch Bienen. Infolge der Urbanisierung, des Einsatzes von Pestiziden oder aufgrund des Klimawandels verlieren Bienen ihre Lebensräume und das Gleichgewicht des Ökosystems gerät ins Wanken: Die Hälfte der rund 600 in der Schweiz vorkommenden Wildbienenarten sind vom Aussterben bedroht. Sie brauchen ein grosses Blütenangebot und Nistgelegenheiten, um ihren Fortbestand zu sichern und damit eine grosse Biodiversität
zu ermöglichen. Um gegen die Lebensraumknappheit der Wildbienen anzukämpfen, wurde diese erste Immobilienplattform für Bienen lanciert. Rund 170 Blühflächen, sogenannte «Immobienen», können schweizweit mit einer Spende erworben werden. Die Kaufpreise variieren zwischen 30 Franken (10m2), 60 Franken (20m2) und 150 Franken (50m2). Mit diesem Betrag
finanzieren «Immobienen»-Besitzer die Kosten, die bei den Flächenanbietern beim Anlegen der Blühfläche und der Beschaffung von geeignetem Saatgut anfallen, sowie eine fachgerechte Beratung durch BienenSchweiz. Die Liegenschaften können auch monatlich gemietet und regelmässig mit einer Spende unterstützt werden. Denn eine bienengerechte Bewirtschaftung der Flächen benötigt intensive, teils mehrjährige Pflege. Es sollten beispielsweise keine zufällig zusammengewürfelten Pflanzen spriessen, da viele Bienen Spezialisten sind und nur bestimmte Pflanzenarten anfliegen. Deshalb ist die Pflanzenvielfalt wichtig, die durch eine geprüfte Mischung aus bis zu
60 einheimischen Pflanzenarten ermöglicht wird. Interessierte Käufer sehen auf immobienen.ch den punktgenauen Standort der «Immobiene», die Grösse der Fläche in Quadratmetern oder welcher Ausbaustandard angeboten wird: zum Beispiel Blumenwiese, Hecke oder Nützlingsstreifen auf Ackerfläche. Und das Beste an jeder «Immobiene»: «Haustiere», allen voran Bienen, sind ausdrücklich erwünscht. BienenSchweiz-Präsident Martin Schwegler: «Menschen kennen das beklemmende Gefühl der Wohnungssuche. Wir schufen eine Analogie zwischen Menschen und Bienen, um deren Not verständlich rüberzubringen. Man darf nicht vergessen, dass Bienen nicht nur verzweifelt nach einer Unterkunft suchen, sondern wegen fehlender Nahrung bei der ‹Wohnungssuche› auch noch entkräftet sind.» Die Welt, wie wir sie kennen, wäre ohne Bienen undenkbar: Gemäss der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) stellt das Bienensterben ein ernstes Problem für die Welternährung dar: Pflanzen wie Kaffee, Äpfel, Mandeln, Tomaten oder Kakao könnten vollständig ausgelöscht werden und Gemüse und Obst müsste durch Reis, Mais oder Kartoffeln ersetzt werden. Die Folge wäre eine unausgewogene Ernährung, die zu vermehrter Immunschwäche beim Menschen führte. 84 Prozent der in Europa angebauten Nutzpflanzen sind von Insekten als Bestäubern abhängig. Bienen benötigen Nektar als Kohlenhydratquelle und Pollen als Eiweissquelle. Mehr Blühflächen verbessern die Widerstandskraft der Honigbienen. Wildbienen haben niemanden, der sich um sie kümmert, und sind vom Aussterben bedroht. Im Frühling wird die Problematik trügerisch verschleiert, doch ab Sommer dominiert eine grüne Wüste das Landschaftsbild, hervorgerufen durch die kurz getrimmten Rasen. Stattdessen könnten in Gärten bunte Blumenwiesen als Nahrungs- und Nistquellen für Bienen dienen.